Zusammenfassung des Investorenabends vom 20.12.2016

Am Dienstag, den 20.12.2016, fand eine Informationsveranstaltung der Investorengruppe für eine ausgesuchte Gruppe an Fans statt. Die dort erhaltenen Informationen wollen wir den restlichen Alemannen natürlich nicht vorenthalten.

Auf Seite der Fans waren Vertreter von Fanclubs, Ultra-Gruppen, Fan-IG, Fanbetreuung und einige „unorganisierte“ Fanvertreter anwesend. Auch wenn es begrüßenswert ist, dass immerhin eine Abordnung der Fans informiert wurde, ist es trotzdem zwingend erforderlich, die gesamte Mitgliedschaft über die Pläne der Investoren ausführlich zu informieren.

Auf Seite der Investorengruppe waren anwesend:

  • Michael Kölmel (Gründer der Kinowelt und Sportwelt Gruppe, fädelte u.a. als Besitzer des Zentralstadions in Leipzig den Einstieg von Red Bull in den deutschen Fußball ein), Kölmel hat der Alemannia in der Vergangenheit Geld geliehen und hat deswegen einen Deal mit der Alemannia, der ihm bei einem Aufstieg in die zweite Liga 12 Jahre lang 15% der Einnahmen aus dem Fernsehgeld einbringen würde. Einen ähnlichen Deal hatte er übrigens auch mit Rot-Weiss Essen, mit denen er sich deswegen momentan in einem Rechtsstreit befindet. Kölmel möchte nun bei der Alemannia einsteigen.
  • Dr. Florian Meise – Unternehmer (Adcuram), spezialisiert auf das Aufkaufen von Unternehmen, deren strategische Neuausrichtung und späteren gewinnbringenden Verkauf. Er will bei Alemannia mit seinem Partner Dr. Ulf Lange einsteigen
  • Wolfgang Holzhäuser als Sprecher der Investorengruppe (Ehemals DFB/DFL/Bayer Leverkusen)
  • Dr. Markus Kern als Berater der Investorengruppe (ehemals Direktor Finanzen & Controlling bei Schalke 04, Geschäftsführer bei 1860 München, mittlerweile Gründer und Geschäftsführer von FooBiz Consulting)

Die Investorengruppe hat den Gremien der Alemannia ein Angebot unterbreitet, dass aus zwei Stufen besteht:

Angebot Stufe 1

  • 49,9% Anteile an der GmbH für 4 Millionen € (1 Mio. pro Jahr)
  • Der e.V. bekommt einmalig 100.000 € für den Verkauf
  • Entscheidungen werden in einem neu zu gründenden Beirat getroffen (der sich aus Vertetern des e.V. und der Investorengruppe zusammensetzen soll)

Angebot Stufe 2

  • Aufstockung auf 80% bei Fall der 50+1-Regel für weitere 3,6 Millionen €

Über dieses Angebot soll aber nur einmal als Paket von der Mitgliedschaft abgestimmt werden, die Stufe 2 ist also automatisch enthalten. Dementsprechend würde auf einer Mitgliederversammlung über den Verkauf von 80% der Gesellschaftsanteile der GmbH abgestimmt werden. Das sofortige Eintreten von Stufe 2 wird momentan lediglich von der 50+1 Regel blockiert. Wolfgang Holzhäuser glaubt zwar, im Gegensatz zu anderen Experten, nicht daran, dass diese Regelung komplett fällt. Da der Fall der 50+1 Regel aber offensichtlich wichtiger Bestandteil des Deals sein wird, scheinen seine Zweifel doch nicht besonders groß zu sein. Bei der Aufstockung auf 80% würden die Investoren nach eigener Aussagen ein gutes Geschäft machen, was im Umkehrschluss nicht gerade einen Vorteil für die Alemannia darstellt.

Die Alemannia soll jedoch ein zeitlich unbegrenztes Vorkaufsrecht erhalten, falls die Investorengruppe aussteigen und ihre Anteile verkaufen möchte. Dies hört sich zwar zunächst gut an, dürfte in der Praxis aber kaum durchführbar sein, denn dass die Alemannia zu diesem Zeitpunkt die nötigen Millionen besitz, darf doch stark bezweifelt werden. Zumal bei einem eventuellen Aufstieg die Anteile stark an Wert dazugewinnen würden. Die Alemannia wäre also erneut auf das Geld von externen Geldgebern angewiesen.

Das Angebot der Investorengruppe ist darüber hinaus an einige Bedingungen geknüpft:

  • Alle Gremien sollen dem Angebot einstimmig zustimmen
  • Klärung steuerlicher und sonstigen Risiken aus der Insolvenz, insbesondere der Erlass der Steuern auf den Sanierungsgewinn
  • Der Mietvertrag für das Stadion soll zu aktuellen Konditionen langfristig um 15 Jahre verlängert werden
  • Ein Ausgleich der aktuell aufgelaufenen Unterdeckungen der GmbH

Diese Bedingungen sind alles andere als niedrig angesetzt, und jeder einzelne Punkt könnte doch erhebliche Probleme beinhalten. Zum einen gibt es in den Gremien einige kritische Stimmen zu einem Investoren-Deal. Würden diese Personen dann entgegen ihrer eigenen Meinung für einen Investor stimmen, da sie eventuell den Mitgliedern die Entscheidung überlassen wollen? Kann die Alemannia bzw. der Insolvenzverwalter den Erlass der Steuer auf den Sanierungsgewinn überhaupt garantieren? Wird die Stadt den Mietvertrag um 15 Jahre verlängern, und wäre es für die Stadt überhaupt vertretbar, wenn sie einen Kapitalgesellschaft, die innerhalb dieses Zeitraums vermutlich zu 80% in der Hand von externen Investoren wäre, mit öffentlichen Geldern subventioniert wird? Und wie soll die Alemannia es schaffen, alle aktuellen Defizite auszugleichen? Sollte nicht genau aus diesem Grund ein Investor geholt werden?

Das Ziel der Investorengruppe ist es die Alemannia „mindestens“ in die zweite Liga zu führen. Ob dies mit den geplanten Konditionen funktionieren kann, ist allerdings stark zu bezweifeln. Laut Auffassung von Kölmel und Holzhäuser in der Aachener Lokalzeit brauche man mindestens vier Jahre um aus der vierten Liga herauszukommen und um sich eventuell in der Dritten Liga zu etablieren. Dies ist aber genau der Zeitpunkt, in denen das Geld des Investors fließen soll. Und wer kann garantieren, dass die in den letzten Jahren verprellten Sponsoren wieder mit der Alemannia kooperieren, nur weil jetzt ein Investor am Werk ist? Und kann der Einstieg eines Investors nicht vielleicht sogar einige Unternehmen abschrecken, ein Sponsoring bei der Alemannia zu betreiben? Was passiert, wenn es innerhalb der vier Jahre nicht mit dem Aufstieg klappt und sich bei den Sponsoren und den Fans Verbitterung einstellt, da es trotz der Anfangs vielversprechenden Worte nicht klappt? Wird von Seiten der Investoren weiteres Geld nachgelegt, oder wird die Alemannia weiterverkauft, um den eigenen Verlust zu minimieren? Schließlich kann Niemand garantieren, dass man mit einer zusätzlichen Million pro Saison und der eventuell gesteigerten Kompetenz sportlicher Erfolg eintritt. Andere Vereine verfügen über einen ähnlichen Etat und schaffen trotzdem seit Jahren den Aufstieg nicht. Erfolg ist im Fußball, insbesondere mit begrenzten Mitteln, eben nicht kalkulierbar.

Und wie können die Investoren überhaupt davon ausgehen, dass die von ihnen gebotene Summe dennoch ausreicht, obwohl sie noch nicht einmal mit den aktuellen Zahlen vertraut sind. Die genaue Prüfung aller Zahlen und Verträge steht nämlich noch aus. Und wenn nach Aussagen unseres Geschäftsführers die Ausgaben nicht weiter zurückgefahren werden können, kann die eine Millionen pro Saison dann wirklich komplett in den Kader fließen? Wenn die Interessentengruppe aber dennoch von weiterem Sparpotential spricht, ohne einen vergleichbaren Überblick über die Zahlen zu haben wie der aktuelle Geschäftsführer, wie glaubhaft sind solche Aussagen dann?

Des Weiteren fordern die Investoren Exklusivität, die Alemannia dürfe mit Niemandem sonst über einen Einstieg verhandeln, dies würde auch den „Aachener Weg“ mit einschließen. Laut Aussagen von Aufsichtsratchef Christian Steinborn in der Ausgabe der Aachener Nachrichten vom 22.12.2016 wird aber parallel weiter an diesem „Aachener Weg“ gearbeit. Im Januar soll es dazu genauere Details geben.