Um der erneuten Finanzkrise der Alemannia Herr zu werden, setzt der Aufsichtsrat der Alemannia Aachen GmbH auf den Einstieg eines Investors. Dieser soll die wichtigste „Abteilung“ des Vereins Schritt für Schritt übernehmen. Obwohl Aufsichtsratschef Dr.Christian Steinborn von Beginn an von mehreren Kandidaten sprach, wurde in der Öffentlichkeit immer nur ein Interessent genannt: Eine Gruppe aus dem Umfeld der Münchner Spielerberatungsagentur Arena 11. An der Spitze dieser Gruppe stehen Arena-11-Geschäftsführer Lars-Wilhelm Baumgarten und der Spielervermittler Andreas Sadlo. Sadlo war erster Präsident von RB Leipzig und verfügt immer noch über gute Kontakte zu Red-Bull. Mit von der Partie soll angeblich auch der ehemalige Filmhändler Michael Kölmel sein.
Die Gruppe will zunächst 49,9% der Anteile der Alemannia Aachen GmbH kaufen. Hierfür bot sie anfangs fünf Millionen Euro, gestreckt auf fünf Jahre, an. Inzwischen steht eine Kaufsumme von nur vier Millionen im Raum. Darüber hinaus will man sich schon jetzt zusichern lassen, den Anteil auf 80% zu erhöhen, sobald die 50+1-Regelung aufgehoben wird. Im Gegenzug wollen Baumgarten, Sadlo & Co. angeblich weitere acht Millionen zahlen.
Allerdings soll das Geld nicht dem eigentlichen Verkäufer zukommen: Zwar ist die Alemannia Aachen GmbH zu 100% im Besitz des Muttervereins TSV Alemannia Aachen e.V. Doch der soll anscheinend nur mit einer Art Entschädigung im angeblich niedrigen sechsstelligen Bereich bedacht werden. Die eigentliche Investitionssumme soll vielmehr in die GmbH fließen. Damit würden die neuen Eigentümer ihr Geld im Grunde genommen nur in ihr eigenes Unternehmen stecken. Der eingetragene Verein würde am Ende mit nahezu leeren Händen dastehen: Sein Kernstück wäre unwiderruflich in den Händen eines neuen Inhabers. Und auf dessen Wirken und Vorhaben hätte man keinerlei Einfluss mehr.
Der Deal wurde im Frühjahr 2016 öffentlich. Doch der Aufsichtsrat betonte, dass noch kein offizielles Angebot vorliegen würde und man deshalb auch keinerlei Informationen weitergeben könnte. Von da an setzte der Aufsichtsratsvorsitzende immer wieder Fristen, bis wann man ein Angebot präsentieren könne. Und ebenso regelmäßig verstrichen diese Fristen, ohne dass man den Vereinsmitgliedern etwas präsentierte. Zuletzt versprach Christian Steinborn während der Saisoneröffnung im Juli, binnen 14 Tagen endlich Konkretes vorstellen zu können. Auch diese Frist ließ er kommentarlos verstreichen. Inzwischen nennt Steinborn den 30. September als neue Deadline.
Doch diese Verzögerungstaktik und das gewachsene Misstrauen gegenüber Baumgarten, Sadlo und deren Mitstreitern lassen einige Mitglieder des Verwaltungsrates des TSV Alemannia Aachen offenbar zweifeln. Laut einem Artikel des Magazins „In der Pratsch“ vom September gehen mittlerweile Teile des Gremiums deutlich auf Abstand zu dem geplanten Verkauf. Und dem Verwaltungsrat kommt eine entscheidende Bedeutung zu: Denn er ist das wichtigste Kontrollorgan des Muttervereins, dem Eigentümer also. Darüber hinaus spricht man davon, dass Lars-Wilhelm Baumgarten inzwischen aus der Interessentengruppe ausgeschieden sei.